Montag, 27. Februar 2012

Ist kindlicher Egoismus von dem unseren so verschieden? Im Sommer, auf dem Lande, verwünschen wir den Regen, den die Bauern ersehnen.
 - Den Teufel im Leib, Raymond Radiguet

Der alte Mann und das Meer - Hemingway

So jetzt wieder zurück in die richtige Reihenfolge. 


Durch dieses Buch hab ich mich gekämpft. Das ist wieder ein Buch, in dem es eigentlich um nichts geht. Obwohl. Es geht um Verlust und so weiter. Das einzige, was mich fesselte, waren einzelne Partien, die so unglaublich schön geschrieben waren, dass man sie am liebsten herausschreiben wollte. In Kunst sollten wir einmal einen Text illustrieren. Ich nahm dieses Buch, suchte einen Abschnitt aus. Das ist ziemlich genau 2 Jahre her. Damals schrieb ich "Ich mag das Buch sehr, da die Art, wie Hemingway alles beschreibt, so präzise ist. Die Geschichte an sich ist nicht so spannend, doch behandelt die Höhen und Tiefen einer Reise". Und dieser Satz trifft es. Man liebt Hemingway nicht auf Grund seiner Ideen, sondern wegen seiner Art, die Welt zu sehen. Würde man ihn vor die Wahl stellen, ob er lieber blind oder taub wäre, würde er taub wählen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich übrigens auch. Man vereinsamt schneller wenn man blind ist. Ich habe nichts an diesem Buch zu kritisieren, aber wahrscheinlich spricht es Leute in meinem Alter eigentlich nicht an. Hier ein Ausschnitt:

"Die See war sehr dunkel, und das Licht brach sich im Wasser. Die unzähligen Sprenkel von Plankton waren jetzt von der hochstehenden Sonne wie aufgezehrt, und der alte Mann sah jetzt nur die großen, tiefen Lichtbrechungen in dem blauen Wasser, das eine Meile tief war, in das seine Leinen gerade hinunterliefen."

Extrem laut und unglaublich nah - Foer

Das zerstört jetzt total meine Planung, weil ich die Bücher eigentlich in der Reihenfolge, in der ich sie gelesen habe, rezensieren wollte, aber ich bin gerade mit dem Buch "Extrem laut und unglaublich nah" fertig geworden. Ich wollte mir eigentlich den Film dazu angucken, doch nach 1 Minute brach ich ab, weil schon in der 2. Szene, redet Oscar ganz anders als im Buch. Er wird als ein bockiges Kind dargestellt, was er keineswegs ist. Er ist eher ruhig und gefasst, dafür, dass sein Vater am 11. September umgekommen ist. Der Vater, hatte ihm immer Rätsel gegeben, und als Oscar einen Schlüssel findet, möchte er unbedingt wissen, was er zu bedeuten hat, um seinem Vater nahe zu sein. Wieder einmal ist der Weg das Ziel. Ein Kapitel erzählt Oscar, eins seine Oma, wieder eins Oscar, und dann eins sein Opa, den er nie kennengelernt hat. Der Opa hat die Oma verlassen, als diese schwanger war und kommt zurück als sein Sohn (Oscars Vater) gestorben ist. Die Welt der Großeltern ist sehr FANTASTISCH, nicht unbedingt in einem positiven Sinne. Sie kommen aus Dresden, Thomas, der Opa, hatte etwas mit Anna, der Schwester von der Oma. Es war seine erste Liebe und als er seine spätere Frau wieder begegnet, in NY, versucht er etwas von Anna in ihr wiederzufinden, vergeblich. Es ist keine gute Ehe und sie brauchen immer mehr Platz um verschwinden zu können, um allein zu sein.
Die Idee ist gut, doch ich persönlich fände eine weniger fantasievolle Variante besser, da es ein ernstes Thema ist. Außerdem ist sein Schreibstil nicht so außergewöhnlich. "naiv" wird dieser auf dem Buchrücken genannt. Ein naiver Schreibstil? Na klar, es erzählt ja auch ein Kind! Dass es ein Bestseller war liegt nur daran, dass es um ein Thema geht dessen Schmerz viele teilen. Der 11. September und der 2. Weltkrieg. Trotzdem war das Buch nicht schlecht: es bewegt einen emotional und fesselt einen. Kein besonderes Buch, sondern eben ein Bestseller, der auf die Bedürfnisse der Leser zugeschnitten ist.

Sonntag, 26. Februar 2012

Wie alles begann...Der Fänger im Roggen

Meine Mutter ist Schriftstellerin und hat schon immer versucht mich an die Literatur - "die RICHTIGE, keine Schundromane"- heranzuführen. Vor 4 oder 3 Jahren drückte sie mir "Der Fänger im Roggen" von Salinger in die Hand. Ich begann zu lesen. Ich weiß, dass man das nicht wirklich als Weltliteratur bezeichnen kann, weil es im Slang geschrieben ist (auf jeden Fall teilweise), aber es war der Anfang. Ich lernte sofort lieben.


Der Fänger im Roggen - Salinger


So sieht meine Ausgabe mittlerweile aus.

Ich liebe dieses Buch. Der Klappentext ist natürlich total fehlgeschlagen. Na klar, geht es schon darum aber woher will man wissen, dass genau das gemeint ist? Es ist zu viel hineininterpretiert und - oh jaa - an allem ist die Pubertät schuld. Mitnichten. 
Ein Junge, der sehr sensibel ist, Holden Caulfield, ist von der Schule geflogen. Alles regt ihn auf. Aber mich würde es auch ankotzen, wenn sich mein Bettnachbar alle Mädchen, die ich einmal wollte aber nicht hatte, klären würde. Oder sich ein hässlicher, freundeloser Kerl in meinem Zimmer die Fußnägel schneiden würde. Also geht er verfrüht nach New York, aber er will es seinen Eltern nicht sagen, sie sollen es durch den Brief erfahren (würde / hab ich genau so gemacht). Also lebt er drei Jahre in New York, alleine, ohne wirklich etwas zu machen. Er geht in ein Hotel, trinkt, bestellt sich eine Nutte ohne sich dann zu trauen mit ihr zu schlafen. Er trifft alte Bekannte. Er schläft bei seinem alten Englischlehrer, der ihn in der Nacht streichelt, woraufhin Holden wieder flieht. Darum geht es aber eigentlich nicht. Es geht darum, dass er allein ist und depressiv. Man sollte nicht versuchen aus seinem Handeln die Moral des Buches zu ziehen, sondern aus der Art wie er redet. Er hat eine kleine Schwester, der will er eine Schalplatte mitbringen, doch die geht kaputt. Er wird ständig enttäuscht. Ehrlich gesagt, wird er verrückt. Der Titel des Buches hat keine große Bedeutung. Er mag das Lied und dann kommt heraus, dass der Text doch anders geht. Am Ende des Buches scheint er unentwegt zu fallen. Immer wenn er an einer Ecke über die Straße gehn muss, ist zwischen den Bürgersteigen ein Schlund, eine Kluft. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber das Buch hat mich zutiefst berührt. Nicht so wie eine Hollywoodkomödie, sondern weil ich mich mit ihm identifiziert habe. Am Anfang wollte ich das mit niemandem teilen, damit sie mich nicht verstehen. Aber ich empfahl das Buch weiter und alle fanden es langweilig. Es hat ja auch keine richtige Handlung. Aber dadurch, dass sie das Buch nicht verstanden, verstanden sie mich nicht. Holden weiß nicht wo er hingehört. Wer weiß das schon. Wo willst du hin? Womit willst du deine Lebenszeit verschwenden?