Dienstag, 27. März 2012

Madame Bovary - Flaubert

EMMA! Meine allerliebste Emma.

Wie eine Freundin, wie ein Spiegelbild. Es ist zu lange her, dass ich es gelesen hab, als dass ich die genaue Reihenfolge aufzählen könnte, in der sie ihre Phasen durchlebt. Zwischendurch liest sie viel (wie ich), dann macht sie tagelang nichts (genau wie Oblomow liebe ich sie für ihr Nichtstun - zu ihm später mehr), dann betet sie (nicht verständlich meiner Meinung nach - sorry: Atheist), dann kauft sie sich tausend Sachen, schläft mit anderen Leuten als ihrem Mann. Emma, Emma, Emma. Eine einzige Kritik an der Rolle der Frau. Sie weiß nichts mit sich anzufangen. Sie vertreibt ihre Zeit und am Ende bringt sie sich um. Aus Verzweiflung über ihre Schulden und ihrem Liebesunglück (OHO wer aufgepasst hat findet hier LIEBE UND GELD wieder, zwei der drei Hauptthemen in Literatur überhaupt). Emma kommt zu Anna, in den Himmel der unglücklichen Heldinnen. Grotesk weil zwei meiner guten Freunde die selben Namen tragen wie die zwei. Wer kann sich nicht mit ihr identifizieren? Aber das unglaubliche ist, dass Flaubert nicht auszusprechen brauch, dass sie unglücklich ist. Ihr Wahnsinn wird durch ihre Taten klar. Es gibt eine Geschichte mit Spannungsbogen und so weiter und trotzdem ist das nicht das Ziel der ganzen Sache. Wie bei Anna Karenina geht es danach einfach weiter, hier jedoch nicht auf alltägliche Weise, sondern auf schreckliche: ALLE STERBEN... mehr oder weniger.

Ich las das Buch im Sommer, auf warmen Steinen in Frankreich. Musste nur grad daran denken.

Um das Zitat noch einmal einzubeziehen, aus dem Eintrag über LOOOOOLIIITAAA:

Sie bringt sich mit einem Pulver (das Salz), einem Gift um. Flaubert kann sie nicht retten, lässt sie in seinem Buch sterben. Und die Tränen des Vaters ist auf Lo bezogen. Auf die Situation in der er da ist. Er hat sie für immer an ihren neuen Mann verloren. Dass es so versteckt und geschachtelt ist, liegt an der Kunst Nabokovs. (Wer hier mit dem letzten Absatz gar nichts anfangen kann, sollte einfach mal den Post "Lolita - Nabokov" lesen)

Montag, 19. März 2012

Lolita - Nabokov


Dollores, Dolly, Lo, Lola, Lolita.

Ich bin durch, gerade eben fertig geworden, vor dem Essen. Ich bin noch ein bisschen sprachlos. 


Jeder weiß so grob, worum es geht. "Kein Buch für Leute in deinem Alter". Weil es schließlich darum geht, dass ein 40 jähriger seine Stieftochter nötigt. Bei solchen Aussagen frag ich mich, ob diese Person das Buch überhaupt gelesen hat. Denn er vergewaltigt sie nicht. Der Erzähler, der sich selbst immer wieder anders benennt und zum Ende immer mehr den Namen Humbert Humbert benutzt, will Ferien machen. Als er dort ankommt ist das eigentliche Ziel abgebrannt und er soll woanders untergebracht werden. Er ist noch am überlegen, eigentlich schon fest entschlossen abzusagen, als er, während der Hausbesichtigung, auf Lola trifft. Und er ist verliebt in sie. Es ist so wunderschön geschrieben / beschrieben, dass man sich selbst fast in sie verliebt. In die kleine, sonnengebräunte Lolita. Und es ist auch ihr Wille, als sie das erste Mal miteinander schlafen. Nur danach geht es in eine merkwürdige Richtung. Da er ihr Stiefvater ist, bezahlt er sie indirekt dafür, dass sie mit ihm schläft, also als Taschengeld. Er wird verrückt. Und auch wenn man sich mit der Zeit mehr von Humbert Humbert entfremdet, so ist man nie GEGEN ihn. Es ist total normal. Unerwiderte Liebe. Und Nabokov ist einfach nur genial!  Ich möchte einen Satz zitieren, der das Buch vielleicht in einem falschen Licht dastehen lässt, aber es ist einfach brillant.

"(...) und dann die Vorhaut der Pistole zurückzog und den Orgasmus des Abdrückens genoß"

(achja, er bringt am ende noch den neuen von lo um)

und jetzt noch ein Zitat, was man nur versteht, wenn man MADAME BOVARY von FLAUBERT gelesen hat. und das wird dann der übergang zu meinem nächsten Post.


"Niemals wird Emma wieder zu sich kommen, wiederbelebt von den mitfühlenden Salzen in der rechtzeitigen Träne von Flauberts Vater"

Mittwoch, 7. März 2012

Reiner Kunze - Die wunderbaren Jahre

Eigentlich gehört das gar nicht hier rein, weil ich keine Bücher, die ich in der Schule gelesen habe, hier rezensieren wollte, weil es dann zu abgedroschen ist. Aber ich habe ein Referat über Reiner Kunze gehalten und ich möchte gar nicht viel dazu sagen. Er schreibt gut, einleuchtend, verständlich, versteckt. Kritik an der DDR. Ich möchte es nur empfehlen, weil es mich persönlich sehr angesprochen hat. Die Überschrift ist: "FÜNFZEHN"


"Sie trägt einen Rock, den kann man nicht beschreiben, denn schon ein einziges Wort wäre zu lang."


Dieser Satz lässt mich allein schon grinsen. Der Schal ähnle einer "Doppelschleppe" heißt es weiter. Das entspricht doch genau der Art von Kleidung, die wir tragen? Es geht weiter mit Beschreibungen, ihres Zimmers und so weiter, und es wird immer deutlicher, dass der Vater (der Erzähler) seine Tochter um ihre Freiheit beneidet. Es ist leicht zu lesen, weil die Geschichten so kurz sind. Einfach mal reinschauen, es spricht für sich selbst.

TOLSTOI - Die Kreutzersonate

Meine Ausgabe ist sehr alt, der Buchrücken ist hart und verbogen, nach außen gewölbt. Die Seiten sind vergilbt, so sehr, dass es eigentlich schon braun ist, sie sind sogar schon fast brüchig. Wo wir gerade schon bei Tolstoi sind, so machen wir auch gleich da weiter, obwohl diese Erzählung nicht mit Anna Karenina  verglichen werden kann. Ein Mann steigt in einen Zug (ZÜGE! Sehr bedeutend, beeindruckend und vielleicht sogar beängstigend zu dieser Zeit: veränderten die Reisemöglichkeiten und brachten den Suizid Annas) und setzt sich zu einer Gruppe von Menschen. Ein Gespräch über die Rolle der Frau wickelt sich ab, als der eine Mann aufspringt und bekennt, er habe seine Frau umgebracht. Die anderen Fahrgäste ziehen sich darauf hin zurück, doch der Erzähler bleibt und bekommt nun die ganze Lebensgeschichte dieses Mörders ausgebreitet. Das ganze Buch spielt nur im Zug, doch man wird in die wunderbare - oder schreckliche - Welt der Bälle und so weiter entführt. Hier gibt es eine bestimmte Geschichte, mit Höhepunkten und Spannung und so weiter, aber wieder einmal ist das wichtigste nicht das, was passiert. Es ist viel mehr die verschiedenen Meinungen und Darlegungen. Unglaublich wie weltNAH so ein altes, bröckelndes, krankenhausgrünes Buch sein kann. Bei vielen Unterhaltungen kann ich Sachen einwerfen, die in dem Buch standen. Zum Beispiel über Ärzte, obwohl das kein sehr intelligentes Beispiel ist. In der Erzählung heißt es, dass diese Ärzte einem nur das Geld abknöpfen. Das Kind hustet - man ruft den Doktor - der verschreibt Bettruhe - bekommt Geld. Auf diese Idee (Bettruhe!) wäre man allein auch gar nicht gekommen! Und so ist es jetzt doch auch! Ich habe seit September letzten Jahres merkwürdige Schwellungen, wie bei einer Allergie, aber ich bin gegen rein gar nichts allergisch. Es ist wahrscheinlich nur der Stress und man kann nichts dagegen machen. Aber trotzdem ist das immer noch nicht (nachdem wir 6 verschiedene Ärzte aufgesucht haben) vollständig geklärt. Wäre man im Kopf nicht so versaut, so würde man nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt rennen, man würde warten und es würde von alleine weggehen, weil der Körper das nun einmal so macht. Die Paranoia man könne erkranken steigt ungemein. Jeder Kopfschmerz muss untersucht werden. Na klar ist es auch faszinierend wie viel schon behandelt werden kann (sogar Schizophrenie fast!), aber an sich verdammt sich die Menschheit selbst zum ewigen Geldrausschmeißen und Fantasieren. Und das hat sogar schon Tolstoi erkannt. 

Sonntag, 4. März 2012

TOLSTOI - Anna Karenina III

Diesen Film habe ich gesehen. Den, in dem Sophie Marceau Anna spielt. Ich empfehle ihn nicht, weil man einfach das Buch gelesen haben muss und der Film ist dann so langwidrig und langweilig und zieht sich in die Länge. :) haha. Er war zwar nicht schlecht, und an sich gut gemacht. Aber das Buch eignet sich einfach nicht dazu, verfilmt zu werden.

TOLSTOI - Anna Karenina II

In Russland ist alles sehr weit weg. Darum haben die Menschen ein anderes Zeitgefühl und darum fallen manche Passagen so lang aus.
Ich mag Tolstoi, weil man sich, obwohl er nicht jede Kleinigkeit beschreib, den ganzen Raum und jedes einzelne Kleid vorstellen kann. Er war offensichtlich reich, denn er wusste auch, wie es aussah, wenn man auf einen Ball ging oder wie die "höhere Elite" sprach und worüber.
Worüber denn? Meistens über den Krieg. Aber die Hauptthemen um die es immer geht sind: L

LIEBE
GELD
GLAUBEN

Liebe: Lewis und Kitty kommen zusammen. Anna und Wronski auch. Aber auch vieles zerbricht. Das gute ist, dass es nicht so ein Happy End Buch ist. Es ist eben wie das wahre Leben, nichts bleibt wie es ist. Und da sich die Geschichte über mehrere Jahre zieht, bekommt man auch alles mit.

Geld: Dolly und Stephan haben große Geldprobleme, die Dolly alleine beheben muss, weil ihr Mann es einfach ignoriert. Auch sonst spielen die Geldverhältnisse eine große Rolle. Anna kursiert später zum Beispiel in ganz anderen Kreisen als davor, weil sie reicher ist.

Glauben: Lewis findet zum Glauben und auch sonst steht es immer zur Diskussion.

Diese Themen sind sehr leicht auf die Gegenwart beziehbar, weil sie immer wichtig sind, sein werden und eben auch waren. Es ist, als würden ganz normale Menschen (es könnte auch mein Freundeskreis sein) in die damalige Zeit versetzt. Ich würde gerne in diese Zeit versetzt werden! Die Kleider, die Bälle, die Räume. Ich mag das wirklich sehr. Dieses ganze Werben. Man muss trotzdem intelligent sein. Man muss schön sein. Nicht wie heute, wo man auf wenige Ansprüche reduziert wird.

Donnerstag, 1. März 2012

TOLSTOI - Anna Karenina

So jetzt kommen wir endlich mal zu Tolstoi. Ich wundere mich eigentlich warum es Anna Karenina heißt. Vielleicht sollte es gerade so grotesk sein. Anna stirbt, also sie bringt sich um. Und danach geht alles weiter, niemand ist geschockt. Aber vielleicht geht es genau darum. Um Buch hat man das Gefühl, dass so viele kleine Sachen passieren, aber eigentlich nichts. Man wartet ganze Passagen auf eine Kleinigkeit. Es ist ein ewiges hin und her. Aber wenn man sich dann das Buch im allgemeinen anguckt, hat sich so viel verändert, als hätte dieses Buch deine ganze Welt umgekrempelt. In dem Buch geht es auch um andere Personen und am meisten konnte ich mich mit Kitty identifizieren, obwohl (oder vielleicht gerade weil) sie naiv und sehr kindlich ist. Ich glaube, dass seine Bücher auch so weltbewegend sind, weil sie so dick sind und einen dadurch für eine Zeit lang begleiten. Niemand liest so ein Buch schnell. Beim Abendessen (der Höhepunkt unseres Familienlebens) reden wir sehr viel. Und zu der Zeit sagte ich immer sowas wie "Kitty ist schwanger" "Anna verlässt ihren Mann". Weil sie wie Freunde waren. Meine Familie brauchte immer bis sie merkten, dass ich über das Buch und nicht über reelle Personen sprach. Oh gott ich liebe dieses Buch, aber ich kann nicht sagen, wieso. Warum hab ich den blog danach benannt und jetzt fällt der Beitrag zu kurz aus? Ich überleg mir was.