Samstag, 9. Februar 2013

Anna Karenina - Verfilmung 2012

Immer wieder schaute ich mir den Trailer auf Youtube an und wartete darauf, dass der Film endlich erscheinen würde.
Wenn ich Filme gucke, bin ich immer wie gebannt, ich kann den Blick nicht vom Bildschirm oder von der Leinwand abwenden und reagiere auf nichts, was um mich herum passiert. So saß ich also im roten Kinosessel neben einem Freund und fragte mich, wie es werden würde. Während der ersten Minuten erklärte ich dem Freund wer das jetzt ist, und die Zusammenhänge der Personen, bis eine Frau sich umdrehte und mich anmeckerte.

Der Film ist überwältigend. Die Bilder und Eindrücke überschlagen sich. Alles wurde ins Theater verlegt, das hat mir sehr gefallen, da es sehr schwer gewesen wäre so viele verschiedene Spielorte realistisch nachzubauen oder ähnliches. Außerdem hatte es so etwas fantastisches, etwas traumhaftes. In den ersten Sequenzen passiert so viel und man erlangt einen Überblick bzw Einblick über/in die Personen. Die Übergänge sind großartig und durch diese Bühnenform werden die Gefühle, die man sonst nie wirklich in einem Film zum Ausdruck bringen kann, ohne dass es kitschig wirkt, verdeutlicht. Die besondere Beziehung von Serjosha und Anna, die Peinigung im Theater und vieles mehr. Auch die Kostüme haben mir gut gefallen, sie passten sich der Umgebung an, sie waren nicht wie heutzutage, trotzdem wirkten sie nicht gestellt oder auffällig. Die Schauspielerauswahl ist an sich problematisch. Anna ist gut bestückt, bodenständig, älter als die anderen (schon verheiratet). Keira Knightley ist zu dürr für diese Rolle, zu zart, zu flatterhaft. Und trotzdem hat sie ihre Rolle über aus gut gespielt und ich wüsste auch keinen anderen Schauspieler, dem ich die Rolle geben würde. Mit den anderen bin ich ganz zufrieden.
Was mich stört ist, dass die Handlung verfälscht wird. So wirkt es so, als würden sich Karenin und Wronski einigermaßen zusammenreißen und sich ansatzweise verstehen, dessen Beziehung besteht im Buch jedoch nur aus Ignoranz und Intoleranz von Seiten Karenins und Wronski hat sich zu fügen. Außerdem wird die Morphiumsucht Annas übertrieben. Mir ist es beim Lesen gar nicht wirklich aufgefallen, es war normal, nicht auffällig. Sie konnte halt einfach nicht ohne. Im Film wurde sie so in ein schlechtes Licht gerückt, dabei sollte man doch mit ihr Empathie empfinden!

Es kann sein, dass ich, hätte ich das Buch direkt bevor ich den Film gesehen habe gelesen, ihn schrecklich gefunden hätte, da er nichts realistisch darstellt und ich durch die Zeit dazwischen Abstand zum Buch gewinnen konnte, sodass es mich nicht so sehr stört. Aber wie kann man ein Buch in 2 Stunden quetschen, dass über mehrere Jahre geht? In dem Themen behandelt werden, über die die Personen, um sie korrekt darzustellen, den ganzen Film reden müssten...

Ich bin sehr zufrieden mit dem Film und schaue ihn gerne mehrmals, verstehe jedoch die Kritikpunkte, die von anderen auch angebracht werden.

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